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Im Berner Oberland gibt es eine ganze Anzahl von kleinen Kirchen, die mit wunderschönen Fresken geschmückt sind. Mir ist die kleine Kirche von Reutigen am Fuss des Stockhorns besonders ans Herz gewachsen. Sie ist als Filiale der Kirche von Wimmis gebaut worden und wird ab 1330 urkundlich erwähnt. Es ist heute ein grosses Langhaus und mit einem rechteckigen Chor nach Osten ausgerichtet. Besonders das zierliche Türmchen über dem Chor ist weithin sichtbar. Im Laufe der Jahrhunderte folgten etliche Umbauten. Da im Mittelalter noch viele Menschen in den Bergregionen weder schreiben noch lesen konnten, hat man im 14. und 15. Jahrhundert die Wände mit sehr eindrücklichen Fresken bemalt. Die volkstümliche Frömmigkeit war in den Bildern zu erkennen, die Lehre des Christentums wurde so für alle sichtbar. Zum Teil sind es Szenen aus dem Leben Jesu, aber auch Himmel und Hölle sind ein wichtiges Thema.
Deshalb möchte ich besonders die Fresken der Westwand beschreiben, die wohl um 1450 herum entstanden sind. Sie zeigen das «Jüngste Gericht», wie man es sich damals vorstellte.
In der Mitte des Bildes ist der auferstandene Christus mit zwei Schwertern, die aus seinem Mund gehen. Neben ihm blasen Engel auf der Posaune. Links öffnet Petrus den Seligen die Tür zum Paradies, kleine Engel musizieren auf den Zinnen der Mauern. Daneben ist der Erzengel Michael mit einer grossen Waage damit beschäftigt, die Seelen zu wiegen. Die Mutter Gottes wie auch Johannes der Täufer machen Fürbitte auf der rechten Seite des Bildes. Kleine helle Seelen steigen auf ins Paradies.
Daneben sind aber listige Teufelchen, mit dunklen Körpern und Hörnern, die die dunklen Seelen in die Hölle stossen wollen. Die ist nach ländlicher Tradition dargestellt mit einem grossen «Chäskessi» (Käsekessel), in dem die Bösen sieden müssen (das Fegefeuer). Daneben ein aufgesperrter Drachenschlund, der den Eingang zur Hölle symbolisiert.
Als ich einmal eine Gruppe aus Bern zu diesen Fresken führte, sagte eine Pfarrerin ganz spontan:
«Das ist ja eine Sünderfondue!»
Das löste bei allen ein Gelächter aus, aber mir gefiel die Beschreibung und ich habe diese Fresken noch oft gezeigt und die Sünderfondue erwähnt, so dass es sogar der Reutiger Pfarrer erfuhr und darüber schmunzelte.